Daten sind nützlich, Dialog ist notwendig. Coaching verbindet beides – besonders in Österreich, wo regionale Unterschiede, Netzwerke und Förderlogiken Entscheidungen beeinflussen. Dieser Beitrag zeigt, wie Sie ein leichtgewichtiges Analytics-Setup aufbauen, das deutschsprachig dokumentiert ist, den Geo-Kontext berücksichtigt und ethisch sauber bleibt. Ziel: bessere Entscheidungen in 90 Tagen.
Der erste Schritt ist die Frage: Wozu messen wir? Wir differenzieren zwischen drei Ebenen: Ergebnis (Wert für Kund:innen/Bürger:innen), Leistungsfähigkeit (Tempo, Qualität, Kosten) und Lernfortschritt (Hypothesen getestet). Jede Ebene erhält maximal zwei bis drei Kennzahlen, deutsch benannt, mit Quelle und Aktualisierungsrhythmus. So entsteht ein Dashboard, das in Vorständen, Landesrunden und Gemeinderäten anschlussfähig ist.
Geo-Kontext macht Kennzahlen aussagekräftig. Eine Lieferquote in Wien erzählt eine andere Geschichte als dieselbe Quote in Vorarlberg; Pendlerströme, Saisonen und Netzwerke wirken. Deshalb segmentieren wir, wenn es Sinn ergibt: nach Region, Bezirk, Saison. In Reviews fragen wir explizit: „Welche Unterschiede sind Geo-bedingt, welche sind Prozess-bedingt?“ Diese Trennung verhindert Scheindebatten und zeigt Hebel, die wirklich in Ihrer Hand liegen.
Wir starten bewusst schlank. Ein Spreadsheet mit klaren Spalten reicht: Kennzahl, Definition, Quelle, Basiswert, Zielwert, Aktualisierung, Verantwortlich. Wir nutzen deutsche Begriffe – nicht aus Prinzip, sondern wegen Präzision. „Erledigungsquote binnen 72 Stunden“ sagt, was gemeint ist; „SLA 72h“ nur, wenn alle es wirklich so verstehen. Sprache ist das Interface zwischen Daten und Entscheidung.
Der Review-Rhythmus ist der Motor. Alle zwei Wochen treffen wir uns 45 Minuten, Agenda fest: 1) Lagebild in fünf Sätzen, 2) Positives abholen, 3) Abweichungen klären, 4) Entscheidungen treffen, 5) Nächste Schritte dokumentieren. Wir diskutieren nicht Daten an sich, sondern Entscheidungen, die daraus folgen. Das spart Zeit und schärft Verantwortung. Einmal pro Quartal erfolgt ein größeres Review mit Lessons Learned und Plananpassung.
Dialog bleibt zentral. Zahlen sind nicht die Wahrheit, sondern Hinweise. In österreichischen Teams zahlt sich ein kurzes „Feldgespräch“ aus: Stimmen die Daten mit der Erfahrung der Personen überein, die die Arbeit tun? Wir holen zwei bis drei Stimmen pro Review aktiv herein – vor Ort in Graz, remote aus Linz, telefonisch aus dem Pongau. Diese Stimmen verhindern, dass Dashboards in luftleere Räume laufen.
Ethische Leitplanken sind Pflicht. Wir messen, was hilft – nicht, was überwacht. Keine heimlichen Metriken, klare Transparenz gegenüber Teams, sensible Daten nur mit Einwilligung und Zweckbindung. In manchen Projekten ist es sinnvoll, Kennzahlen in Spannbreiten statt Einzelwerten zu zeigen, um Personen zu schützen. Ethik ist kein Bremser, sondern die Voraussetzung für Vertrauen und damit für verlässliche Daten.
Ein Praxisbeispiel aus Wien: Ein städtisches Service-Team wollte Wartezeiten reduzieren. Dashboard mit drei Kennzahlen: Erstkontakt, Erledigung binnen 72 Stunden, Zufriedenheit (Kurzskala). Segmentierung nach Bezirken 1–9 und 10–23. Nach zwei Wochen zeigte sich: In Randbezirken lagen Wartezeiten höher – Ursache waren Anfahrtswege und Terminfenster. Entscheidung: Pilot mit dezentralen Slots und einem deutschsprachigen Info-Bot für Standardanliegen. Nach 90 Tagen: -28% Wartezeit, +0,6 Zufriedenheitspunkte. Daten führten zum Dialog, Dialog zur Entscheidung, Entscheidung zur Wirkung.
Werkzeuge wählen wir pragmatisch: Tabellen, ein einfaches Visualisierungs-Tool, ein gemeinsames Protokolldokument. Wichtig ist die Sichtbarkeit: Jeder Review endet mit drei Sätzen im Protokoll – „Wir entscheiden X, messen Y, prüfen Z am Datum D.“ Verantwortliche werden namentlich genannt. Wer nicht im Raum ist, kann das Dokument lesen und sieht dieselben Sätze – deutsch und eindeutig.
Fazit: Analytics im Coaching ist kein Zahlenfetisch. Es ist eine Praxis der Aufmerksamkeit, die Dialog strukturiert und Entscheidungen stützt. Wenn Sie deutsch dokumentieren, Geo berücksichtigen und in klaren Rhythmen führen, entsteht ein System, das in Österreich funktioniert – menschlich, wirksam, belastbar.